Der Express veröffentlichte heute einen Beitrag in dem es um drei Menschen ging die am Niehler Hafen auf Platte machten und deren Schlafplatz von den AWB (Abfallwirtschaftsbetrieben) geräumt wurden. Die AWB tun dies immer im Auftrag vom Ordnungsamt der Stadt Köln. Wenn man im Artikel weiter runterscrollt wird die Frage (die Überschrift) gestellt und man hat die Möglichkeit über einen Button Fotos, Videos oder Infos hochzuladen. Ich zog es vor der Redaktion eine E-Mail zu schreiben.
Wo will Köln 2030 stehen? Unter anderem das schrieb ich der Redakteurin. Damit meine ich unter anderem wo wir jetzt stehen. Wo man übereinander oder aneinander vorbeiredet statt miteinander. Fehlende ausreichende Finanzierung dessen was die Stadt und der Rat umsetzen wollen. Fehlendes strukturiertes Vorgehen. Oder dort was das Ziel vorgibt, feststellend das die Zahlen derer, die in Köln obdach- oder wohnungslos sind weitestgehend zurückgingen.
Niemand wird die Frage ob genug für Menschen, die in Köln auf der Straße leben, getan wird sachlich beantworten können, weil niemand genau weiß wie viele Menschen in der Stadt obdachlos sind. Die Schätzungen der Sozialverwaltung halte ich für viel zu niedrig.
Das ist der zweite Beitrag im Express innerhalb weniger Tage wo es um Obdachlose ging und aus dem konkret hervorgeht das die Menschen die Hilfen aus Gründen nicht annehmen. Der andere Fall war von einem Obdachlosen der vor wenigen Tagen starb. Ein Bürger schilderte das man sehen konnte wie er langsam zu Grunde geht, trotzdem lehnte es der Menschen darauf angesprochen ab sich medizinische Hilfe zu holen. In dem aktuellen, verlinktem, Bericht gaben die drei Obdachlosen deren Platte geräumt wurde auch Gründe an wegen derer sie nicht in eine Notschlafstelle wollen.
Natürlich muss man das Selbstbestimmungsrecht der Menschen respektieren, auch wenn es manchmal ein trauriges Ende nimmt. Nichts desto trotz müssen sich die Stadt Köln und die politischen Gremien endlich damit auseinandersetzen wie man die Hilfen, auch die Unterbringungsangebote so gestaltet, dass sie von mehr Menschen angenommen werden. Jetzt fliegt uns um die Ohren das Verwaltung und Politik seit fünf Jahren untätig waren. Denn Anfang 2020 wurde der Stadtarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenpolitik der Streetwork-Abschlussbericht Juni 2018 - Mai 2019 vorgelegt. Aus dem eben diese, konkrete, berechtigte und nachvollziehbare Gründe hervorgehen, weswegen Obdachlose die bestehenden Hilfen in Köln ablehnen.
Der Beitrag des Express erwähnt auch das die drei Obdachlosen ihre Eigenständigkeit hätten bewahren wollen. Auch das geht aus erwähntem Bericht hervor. Das Obdachlose die Hilfen ablehnen, weil sie selbstbestimmt leben, frei entscheiden, sprich sich nicht bevormunden lassen wollen. Beispielsweise wurde oft die Taschengeldregelung genannt. Das muss man sich so vorstellen. Die Leistung die man erhält tritt man an den Träger der Unterkunft wo man lebt ab. Davon bekommt man ein Taschengeld, Verpflegungsgeld und Bekleidungsgeld. Aber nicht die vollständige Leistung. Will man Geld muss man wie ein Bittsteller zu seiner Sozialarbeiterin oder seinem Sozialarbeiter. Das heißt mitunter muss man durch die ganze Stadt fahren wenn das nicht telefonisch geht.
Persönlich würde ich die Frage ob in Köln genug für Obdachlose getan wird wie folgt beantworten. Jein.
Grundsätzlich gibt es, auch wenn hier und da noch viel Luft nach oben ist, verschiedene Angebote seitens der Obdach- und Wohnungslosenhilfe. Wo es keine Angebote oder erhebliche Defizite gibt sind Angebote für bestimmte Gruppen. Es gibt keine Unterkünfte wo Obdachlose ihre Hunde oder andere Tiere mitnehmen können. Es gibt definitiv zu wenig Unterkünfte für obdachlose Frauen, obdachlose Paare und Obdachlose mit Behinderung. Mir zumindest ist keine Unterkunft oder Einrichtung bekannt wo ich sagen würde, Ok, hier ist Barrierefreiheit gegeben, hier bekommen Menschen mit Behinderung die Unterstützung die sie benötigen. Es gibt zwar verschiedene Einrichtungen wo der Zugang barrierefrei ist, das war es aber schon.
Abschließend zu einem anderen Punkt mit dem man sich meiner Meinung nach, wenn man sich sachlich damit auseinandersetzen will auch befassen muss. Es spricht nichts dagegen wenn sich Einzelpersonen oder ehrenamtliche Gruppen der Obdachlosenhilfe an die Medien wenden um auf Missstände aufmerksam zu machen. Das ist einerseits auch wichtig. Andererseits sollten sich betreffende dann auch fragen, selbst reflektieren warum sie bestehende Möglichkeiten zur Aktion oder zum Dialog nicht nutzen. Den Parteien kann man nicht vorwerfen nicht reagiert zu haben wenn man sie auf Missstände und was sich ändern muss nicht hinweist. Das geht in erster Linie am besten durch den direkten Austausch und nicht indem man ständig auf Social Media oder in der Presse etwas anprangert.
Der Beitrag des Express wird ähnliche Beiträge verschiedener Medien in den vergangenen Jahren dazu führen das sich viele in den Kommentaren auf den Social Media Kanälen der Zeitung darüber aufregen. Ist es sehr wahrscheinlich das diese Menschen ihren Unmut gegenüber den politischen Gremien und Parteien kund tun oder an Aktionen (Demos oder Kundgebungen von Aktivisti) teilnehmen? Nein.